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Blog: Ausbildungspflicht – Qualifikation ist gefragt

    Eine drastische Maßnahme, aber die Vorteile überwiegen eindeutig. Die gesellschaftlichen Probleme und Auswirkungen auf die Ausbildung müssen gesehen und analysiert werden.

    Jugendliche Menschen, die die Schulpflicht absolviert haben, zu einer Ausbildung zu zwingen, ist ein drastisches Mittel. Sieht man sich die Arbeitslosenstatistiken allerdings genauer an, dann gibt es gute Gründe für diese Maßnahme. Die Wahrscheinlichkeit ohne Ausbildung arbeitslos zu werden, ist drei Mal höher als mit Ausbildung. Hinzu kommt, dass es sich meistens um Fälle von Langzeitarbeitslosigkeit handelt. Die Eingliederung in den Arbeitsmarkt ist schwer und erfordert sehr viel an Schulungen und Betreuung. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Klassische Hilfsarbeiterjobs sind immer weniger gefragt und fallen der zunehmenden Technologisierung zum Opfer. Keine Ausbildung zu haben führt auch aus diesem Grund zu Perspektivlosigkeit.

    Die Grundintention der Ausbildungspflicht ist daher großartig. Österreich kann nur mit gut ausgebildeten Fachkräften international bestehen. Daher sind Unternehmen zu motivieren, Fachkräfte auszubilden bzw. ist der Staat zukünftig im Zuge der Ausbildungsgarantie verpflichtet überbetriebliche Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten, wenn betriebliche fehlen. Dass man sich zu dieser Verpflichtung bekannt hat ist logisch und gut, allerdings nicht unproblematisch. Seit Jahren sinken in Österreich die Lehrlingszahlen. Das ist einerseits auf den zunehmenden Akademisierungswahn zurückzuführen, andererseits bilden immer weniger Betriebe Fachkräfte aus. Die Wahrscheinlichkeit besteht daher, dass der Staat zunehmend in die Presche springt und die fehlenden betrieblichen Ausbildungsplätze mit überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen kompensiert. Das Widerspricht der Idee des dualen Ausbildungssystems, in der das Erlernen der Praxis im Betrieb essentiell ist und kann zu einem Qualitätsverlust der Ausbildung führen. Betrieben wird ein Vorwand geliefert, um nicht mehr auszubilden. An diesen negativen Output der Ausbildungspflicht gilt es zu denken. Klug wäre es eine Ausbildungsumlage wie in der Bauindustrie einzuführen. Dort wird von Betrieben, die nicht ausbilden ein Entschädigungsbetrag eingehoben, der Betrieben die sich zur Fachausbildung bekennen zu Gute kommt. So bleibt gewährleistet, dass betriebliche Ausbildung gefördert wird.

    Eltern müssen zukünftig nachweislich dafür sorgen, dass ihre Kinder eine Ausbildung absolvieren. Das ist gesellschaftspolitisch nicht unproblematisch, denn es kann dazu führen, dass der Druck einen ungewollten Beruf oder Schultyp zu erlernen auf jugendliche Menschen steigt. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass jährlich rund 5.000 junge Leute aus dem System fallen und keine Lehre oder Schule abschließen. Diese Menschen sind einfach nicht mehr greifbar, finden im besten Fall eine Anstellung als Hilfsarbeiter oder sind aus dem System gefallen. Für diese jungen Leute ist es wichtig, dass Ausbildungsplätze vorhanden und garantiert sind. Aber auch ein gewisser Druck zur Absolvierung scheint uns geboten und sinnvoll zu sein.

    Abschließend muss festgehalten werden, dass in Zukunft die österreichischen Arbeitswelt ausgebildete Menschen braucht und bevorzugen wird, während für Menschen ohne Qualifikation zunehmend kein Platz sein wird. Dieser harten Realität müssen wir uns stellen. Daher unterstützen wir die Ausbildungspflicht!

    Kommentar von Albert Scheiblauer, Landesvorsitzender der #JGNÖ